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Die entscheidende Phase hat begonnen

Mit den Achtelfinalbegegnungen hat am vergangenen Samstag die entscheidende Phase der Fußball-EM begonnen. SPOT media & film blickt zurück auf die dritte Turnierwoche auf und neben dem Platz.

Durch ein 2:0 gegen Dänemark qualifizierte sich Deutschland für das Viertelfinale der Fußball-EM (Credit: IMAGO / Matthias Koch)

Ich war überrascht, als ich am Samstagmorgen gelesen habe, dass der 2:0-Sieg der deutschen Fußballnationalmannschaft im EM-Achtelfinale gegen Dänemark keinen neuen TV-Zuschauerbestwert aufgestellt hat. Gut 23,6 Mio. Zuschauer im ZDF bedeuteten „nur“ die drittbeste Reichweite hinter denen der Spiele gegen Schottland (rund 25,5 Mio. Zuschauer) und Ungarn (knapp 23,9 Mio. Zuschauer).

Ein Grund hierfür ist sicherlich, dass die Fanzonen wieder einmal aus allen Nähten platzten. Beispielsweise in Berlin waren rund 70.000 Zuschauer vor dem Brandenburger Tor – mehr als beim Spiel im Dortmunder Stadion – in der Münchner Fanzone im Olympiapark, wo erstmals auch das Olympiastadion zum Public Viewing geöffnet war, waren es 45.000 Zuschauer; bereits um 19 Uhr war es dort so pickepackevoll, dass die Eingangstore geschlossen wurden. Im Dortmunder Westfalenpark unweit des Stadions hingegen mussten die 40.000 Zuschauer des Public Viewings wegen des heftigen Gewitters, das beim Spiel selbst zehn Minuten vor Ende der ersten Halbzeit für eine 24-minütige Unterbrechung gesorgt hatte, nach Hause geschickt werden.

Das alles hielt einen 21-Jährigen aus Osnabrück aber nicht davon ab, unters Stadiondach zu klettern, was bei den UEFA-Verantwortlichen zu Beginn der zweiten Halbzeit kurz einmal zu Irritationen führte. Erst nach Spielschluss wurde der der Roofer-Szene angehörende Mann, der erst vor wenigen Wochen mit einer vergleichbaren Aktion auf dem Ulmer Münster für Aufsehen gesorgt hatte, von einem SEK abgeführt.

Da wurde rund ums Stadion schon längst der Sieg der Nagelsmänner gefeiert; der erste Sieg in einem K.O.-Spiel eines WM- oder EM-Turniers seit dem Sieg im Elfmeterschießen im EM-Viertelfinale 2016 gegen Italien.

Apropos Italien: der EM-Titelverteidiger schied sang und klanglos mit einem 0:2 im Achtelfinalspiel gegen die starken Schweizer aus dem Turnier aus. Und ob das nicht schon genug ist, musste man sich von den Fans der Eidgenossen vor und während des Spiels – wie ich finde – sehr kreativen Spott gefallen lassen: auf Plakaten waren Sprüche wie „Schoggi ist besser als Gelato“ und „Raclette ist besser als Mozzarella“ zu lesen.

RTL erzielte mit der Übertragung des Spiels am frühen Samstagabend mit gut 8,8 Mio. Zuschauern in der zweiten Halbzeit übrigens seine beste Reichweite des bisherigen Turniers.

Zwei Premieren dann am Sonntag und Montag. Mit der Partie zwischen England und der Slowakei am Sonntag ging erstmals ein Spiel der EM 2024 in die Verlängerung, tags darauf fand beim Spiel zwischen Portugal und Slowenien erstmals ein Elfmeterschießen statt. Portugals Superstar Cristiano Ronaldo hätte zur tragischen Figur werden können, nachdem er in der Verlängerung einen Elfmeter verschossen hatte. Im Elfmeterschießen verwandelte er aber gewohnt sicher und wurde damit mit seinen gut 39 Jahren zum ältesten Spieler, der bei einer EM jemals einen Elfmeter verwandelt hat. Held des Spiels war aber Portugals Torhüter Diogo Costa, der alle drei Elfmeter der Slowenen halten konnte.

Am Dienstag war dann Oranje-Invasion in München angesagt; 7.000 Fans der Elftal versammelten sich vor dem Spiel gegen Rumänien kurz nach Mittag allein im Olympiapark zu einem Fanwalk. Nach einem überlegenen Spiel mit 22 Torschüssen konnte der erste Einzug einer niederländischen Mannschaft in ein EM-Viertelfinale nach 20 Jahren gefeiert werden.

Feiern konnten am Abend auch die Türken, die – für mich doch etwas überraschend – die Österreicher, nach ihren starken Auftritten in der Vorrunde schon als Geheimfavorit auf den Titel gehandelt, mit 2:1 aus dem Turnier kegelten. Merih Demiral gelang dabei nach nicht einmal einer Minute das schnellste Tor in einem K.O.-Spiel in der EM-Geschichte.

Einen Rekordtreffer, den viele Fans, die das Spiel bei MagentaTV anschauen wollten, aber gar nicht mitbekamen. Die Telekom, die sich für das Spiel die Übertragungsrechte exklusiv gesichert hatte, hatte dem Vernehmen nach zu Beginn des Spiels aufgrund des großen Andrangs, der die Erwartungen einem Telekom-Sprecher zufolge bei Weitem übertroffen hatte, mit technischen Problemen zu kämpfen, die allerdings ausschließlich bei Neukunden aufgetreten seien.

Rekordtorschütze Merih Demiral schoss in seiner Freude über seinen zweiten Treffer im Spiel zum 2:0 dann deutlich über das Ziel hinaus: er zeigte den so genannten Wolfsgruß, ein Symbol der rechtsextremen türkischen Partei Graue Wölfe. Bundesinnenministerin Nancy Faeser verurteilte die Aktion aufs Schärfste, woraufhin die Türkei den deutschen Botschafter zum Gespräch einbestellte. Eine Reaktion des Auswärtigen Amtes ließ nicht lange auf sich warten: auch hier wurde der türkische Botschafter zum Gespräch gebeten.

Die österreichischen Fans nahmen das Ausscheiden größtenteils gelassen hin und traten den Heimweg an. Bleibt nur zu hoffen, dass Ihnen Szenen wie diese, die sie in verspäteten und überfüllten Zügen der Deutschen Bahn während des Turniers erleben mussten, wenigstens erspart blieben:

Nun ruht in den deutschen EM-Stadion erstmal der Ball bis zum frühen Freitagabend, wenn die deutsche Fußballnationalmannschaft ab 18 Uhr in Stuttgart zu ihrem Viertelfinale gegen Spanien antritt. Die Daumen sind gedrückt!