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Samuel Bodin zu „Knock, Knock, Knock“: „Es hieß immer: Let’s do it!“

2019 machte Samuel Bodin mit der Netflix-Serie „Marianne“ auf sich aufmerksam. Mit „Knock Knock Knock“ gab der französische Regisseur nun sein Spielfilmdebüt mit einer amerikanischen Produktion (die am Donnerstag im Verleih von Tobis in die deutschen Kinos kommt). Beides sind Horrorstoffe. 

Samuel Bodin bei der Weltpremiere von „Knock Knock Knock“ auf dem Frightfest (Credit: Imago / Avalon.red)

Liegt man falsch, wenn man Sie als Horrorfilm-Regisseur bezeichnet?

Samuel Bodin: Ich liebe den Horrorfilm, ich liebe das Genre. Aber als Horrorfilm-Regisseur würde ich mich nicht bezeichnen. Das würde einengen, wie ich mich selbst als Filmemacher sehe. Ich schließe nicht aus, auch künftig wieder Horrorfilme zu machen, aber ich will mich auch gerne an anderen Stoffen, an anderen Genres versuchen. 

Was ist es dann, das Ihnen an Horror gefällt?

Samuel Bodin: Man kann sehr ernste Themen behandeln – die ernstesten Themen überhaupt: Krankheit, Tod, Trauer, Familie, Angst -, aber weil es sich um Horror handelt, um Gruselgeschichten, kommt es nicht melodramatisch rüber. Wenn man in diesem Genre arbeitet, ist es ganz normal, sich mit den Abgründen der menschlichen Seele zu beschäftigen. Wenn man sich vor der Leinwand fürchtet, dann ist es so, als würde man in seine Kindheit zurückkehren. 

Sie betonen das Wort Leinwand…

Samuel Bodin: Weil Horror am besten im Kino funktioniert. Klar kann man sich auch daheim gruseln, allein oder mit Freunden vor dem Bildschirm. Aber die Leinwand ist gemacht für die großen Gefühle. Wenn man das entfesseln will, dann ist das Kino der beste Ort. Und das liebe ich besonders. Wissen Sie, vor meinen beiden Horrorarbeiten habe ich viel Comedy inszeniert. Das ist natürlich etwas ganz anderes – aber es gibt auch viele Gemeinsamkeiten. Das Timing ist entscheidend, man sich mit allen möglichen Themen befassen, so lange es einem gelingt, die Menschen auch zum Lachen zu bringen. Wenn eine Komödie richtig lustig ist, wird viel gelacht. Wenn ein Horrorfilm wirklich spannend ist, wird viel gegruselt. Die Reaktionen sind ganz direkt. Man kann nicht schummeln. 

„Knock Knock Knock“ bietet effektiven Grusel (Credit: Tobis)

Haben Sie denn Präferenzen?

Samuel Bodin: Ehrlich gesagt, ist mir das Genre nicht so wichtig. Ich arbeite einfach nur gerne, habe Lust, neue Dinge auszuprobieren – und immer noch mehr dazuzulernen. Sie dürfen nicht vergessen: „Knock Knock Knock“ ist mein erster Spielfilm. Da geht noch einiges.

„Knock Knock Knock“ ist eine amerikanische Produktion, Sie sind ein französischer Filmemacher. Wie kam das zusammen?

Samuel Bodin: Für mich ist es eine bleibende Erinnerung. Mein erster Film. Meine erste Zusammenarbeit mit einer amerikanischen Firma. Der zweite Film von Lionsgate während der Pandemie. Wir haben natürlich auf Englisch gedreht, trugen immer Masken oder verschanzten uns hinter Plastikscheiben. Aber was für mich besonders speziell war: Es war das erste Mal, dass ich etwas inszeniert habe, das nicht auch von mir geschrieben war. Wie findet man sich in einer Geschichte zurecht, die jemand anderes ersonnen hat? Wie nähert man sich der Vision eines anderen an? Ich fand das spannend.

Aber es war „Marianne“, Ihre Serie für Netflix, die Ihnen die Tore geöffnet hat?

Samuel Bodin: Stimmt. Andrew Childs von Vertigo klopfte bei mir an und gab mir das Drehbuch zu lesen. Natürlich sagt man erst einmal nicht nein. Und dann habe ich mich total in das Skript von Chris Thomas Devlin verliebt. Es war toll, weil es so simpel ist. Nichts ist schwieriger als simpel. Aber er hatte den Dreh raus. Es macht Spaß. Es steht nicht mit beiden Beinen in der Realität. Das mag ich. Da kann man spielen, sein eigenes kleines Universum erschaffen. Dieser Ansatz kam an bei Vertigo, und sie holten mich an Bord. Hut ab! Wer macht das? Wer holt einen unbekannten Regisseur aus Frankreich mit schrägen Ideen und gebrochenem Englisch  ans Steuer seines Horrorfilms? Sie haben nie gezögert. Es hieß immer: Let’s do it. Eine sehr schöne Erfahrung. Definitiv. 

Appetit auf mehr?

Samuel Bodin: Auf sehr viel mehr! Ich habe zwei neue Projekte, die diesmal wieder ich selbst geschrieben habe. Die will ich unbedingt machen. Bei einem von ihnen sieht es auch ganz gut aus, dass es noch in diesem Jahr klappen könnte. Kein Horrorfilm wohlgemerkt!               Aber ich freue mich auch darauf, wieder ein Drehbuch eines anderen Autoren finden, das ich toll finde. Ich bin dabei!

Das Gespräch führte Thomas Schultze.